GEDICHTE

Lyrik- Epik - Kunst

"Stupor vocis sonat,

in auribus tuis,

et dominus vocat,

administris suis."

 

Thomas ist nicht nur Ritter sondern auch Dichter in der Tradition des 13. Jahrhunderts mit einer schönen Singstimme :) . 

 

Alle Gedichte sind selbst geschrieben und vom Inhalt und von der Form authentisch für das Hochmittelater und die späthöfische, staufische Klassik. Manche Gedichte sind sogar in mittelhochdeutsch oder latein verfasst und haben eigene Melodien, die ebenfalls zu Vorlagen des 13. Jahrhunderts passen.

      

 

Unten sind vier typische Lyrikbeispiele zu lesen. Weitere Gedichte und Informationen zu Gedichtenfindet man unter folgenden Unterpunkten nach Gattungen, Sprache bzw. Inhalt sortiert:

      

 

Weitere Gedichte  senden wir gerne auf Nachfrage zu. Auch Auftragsarbeiten sind jederzeit auf Nachfrage möglich. 

 

Werke Thomas findet man auch auf Facebook unter "Stupor Vocis" und in unserem YouTube-Kanal.

 

 


Schwertsonett

"Du bist mein Arm im harten Widerstreite,
du liebst den Kampf und tanzt in meinen Hieben,
so werden Krieg und Tod dich föhlich lieben,
du stehst mir treu und immerdar zur Seite.

 

Mit deiner stolzen glanzerfüllten Klinge,
mit dem Parier das schützend mich behütet,
mit deinem wilden Ort der kraftvoll wütet,
ich dir manch große Ehrerbietung bringe.

 

Darum mein Schwert ich diese Worte sage,
weil du nie einen Grund mir gabst zur Klage,
und ich verdanke dir schon oft mein Leben.

 

Doch führ ich dich so werd ich mich bald grämen,
dein Werk wird mich als Menschen schlimm beschämen,
für Frieden oder Lieb würd ich dich geben."

 

 Infos zum Sonett

 

 

 

Sestine trauriger Liebe

"Strophe 1:
1. Als ich das erste Mal berührte deine Hand,
2. und Worte mir erklangen schön aus deinem Mund,
3. als ich zuerst erahnte deinen tiefen Sinn,
4. und mir sich damals bot ein Funke deines Geists,
5. als du mich einst erhelltest durch dein lichtes Herz,
6. da schien es mir als sah ich einen Teil von Gott.

 

Strophe 2:
7. So stehe ich und glaube jetzt an diesen Gott,
8. auch fühle ich noch in Gedanken deine Hand,
9. so wärme ich mich an dem Licht aus deinem Herz,
10. und labe mich fürwahr am Klang aus deinem Mund,
11. und rühme immerdar noch immer deinen Geist,
12. und träume stets ich wäre Teil von deinem Sinn.

 

Strophe 3:
13. So warst du jeden Tag für mich des Lebens Sinn,
14. ich betete und sang und ehrte meinen Gott,
15. und sinnte dich zu sehn zermarterte den Geist,
16. wie es mir bloß gelingt zu küssen deine Hand,
17. als wenn er nur dafür geschaffen wär mein Mund,
18. doch weils mir nicht gelang erkrankte schlimm mein Herz.

 

Strophe 4:
19. So tief zerstört der Schmerz mein Lieb geplagtes Herz,
20. so trüb gefärbt in grau zermürbt es mir den Sinn,
21. in Asche kalt getränkt zergeht mir Zung und Mund,
22. sehr fern von dieser Welt erscheint mir jetzt mein Gott,
23. so taub gestorben kalt ermattet meine Hand,
24. und lähmt in dieser Stund im Todesgriff den Geist.

 

Strophe 5:
25. Ich geb mein Leben hin befehle meinen Geist,
26. nur dir Gevatter Tod erlösche du mein Herz,
27. und führe mich hinab an deiner starken Hand,
28. es macht für mich zuletzt zu leben keinen Sinn,
29. drum bringe mich zum Herrn den mir so gnädgen Gott,
30. daß er mich zu sich nimmt und schließe meinen Mund.

 

Strophe 6:
31. Und wenn ich dort dereinst erblicke deinen Mund,
32. wenn sich dein Körper löst von deinem reinen Geist,
33. dann soll im Paradies mein mir so gnädger Gott,
34. doch schenken daß du mich auch liebst aus vollem Herz,
35. und wir von gleicher Art im liebesgleichen Sinn,
36. dann singen dieses Lied für immer Hand in Hand:

 

Coda:
37. Ich halte deine Hand und küsse deinen Mund,
38. begreife deinen Sinn, erforsche deinen Geist,
39. bin Teil von deinem Herz, bekenne es vor Gott."

 

Infos zur Sestine

 

      

Herr Georg (eine Kanzone)

"In ewig heißem Wüstensand,

in gleißend hellem Sonnenlicht,

befindet sich ein reiches Land,

von dem man in Geschichten spricht.

So hört, Silena heißt der ferne Ort,

den ich beschreib in Weise, Ton und Wort.

 

Ein See gleich einem Meere groß,

liegt schimmernd vor der stolzen Stadt,

beschert aus Mutter Erde Schoß,

was Glück und Tod zu bieten hat.

Drum hört, was dort auf nassem Grunde liegt,

von Hass erfüllt, gefürchtet, unbesiegt.

 

An jedem Tag steigt es empor,

versprüht aus seinem feuchten Grab,

den Hauch des Todes vor dem Tor

und fährt hernach ins Nass hinab.

So hört was man als dann zu tuen pflegt,

damit sich nichts mehr aus den Fluten regt.

 

Im Morgengraun schritt man zu Teich,

als Zins zwei Böcklein brachte man,

dem Ungeheuer zum Gereich,

dass man in Frieden leben kann.

Doch hört, was man dem Drachen gab zum Schmaus,

als alle Schafe gingen letztlich aus.

 

Aus jedem Haus nahm man ein Kind,

als Fleischgericht fürs Ungetier,

das Los entschied den Tod geschwind

und Tränen flossen dort und hier.

So hört, was Tränenschreie brachen aus,

als einst das Los traf auf das Königshaus.

 

Mein Kind, der König schrie sogleich,

ich lasse euch mein Land und Gold,

verschont ihr Leben, bitt ich euch,

wenn nur ein andrer gehen wollt.

Doch hört, wie da Silena war empört

und nicht auf seinen König hat gehört.

 

Die Fraun und Männer dieser Stadt,

sie wetterten vorm Königshaus,

dass auch ein König Pflichten hat,

so gab er seine Tochter raus.

So hört, wie tränenreich der Abschied war,

als ihm der Tod der Tochter ward gewahr.

 

Er brachte sie im Morgengraun,

zum Ufer, küsste sie zuletzt,

es half kein Trost ihn zu erbaun,

die Augen blieben feucht benetzt.

Doch hört, wer in den Morgenstunden kam

und brach Verzweiflung, Trauer, Angst und Gram.

 

Herr Georg ritt auf seinem Ross,

entlang dem See und sah die Frau,

in Trauer sitzend fern vom Schloss,

allein im kühlen Morgentau.

So hört, er bot ihr seine Hilfe an,

doch sprach sie, dass kein Mensch ihr helfen kann.

 

Du junger Ritter, reite fort,

mein Leben liegt in Scherben gleich,

der Tod herrscht kühn an diesem Ort,

ich sterbe bald an diesem Teich.

Doch hört, was dort dann wundersam geschah,

als er das böse Ungeheuer sah.

 

Es gurgelte im dunklen See,

das Unheil stieg aus seinem Schlaf,

der Drache kroch in ihre Näh,

bis ihn Herrn Georgs Klinge traf.

So hört, wie er den Sieg empfangen hat

und zog mit Frau und Drache in die Stadt.

 

Der König sprach in Glück und Angst,

dich Ritter ehre man sogleich

und du bekommst, was du verlangst,

ich geb mein Gold, mein Schloss mein Reich.

Doch hört, was Georgs Wunsche war statt Gold,

was er verlangte als Soldaten Sold.

 

Herr Georg sprach, ich war es nicht,

der euch den Drachen schlug zum Heil,

es war mein Gott, der zu euch spricht,

drum sei das Gold mir nicht zuteil.

Drum hört ihr Menschen von Silena all,

glaubt mir und bringt das Böse jetzt zu Fall.

 

So ließ sich taufen jeder Mann,

auch jede Frau und jedes Kind,

sodass Herr Georg reisen kann,

nach einem Kuss ging er geschwind.

So hört, dass mancher starke Drache stirbt,

wenn man in seinem Herzen Gott erwirbt."

 

Infos zur Kanzone

 

 

 

Die Minne

"Minne ist ein gmeinez wort,
wunder kann dîn güete machen
und ist aller tugend hort,
du lêrst lieb ûz ougen lachen.


Al mîn fröid lît an ein wîbe,
der herz ist ganzer tugend vol
und ist schaffen an ir lîbe,
daz mán ir gern dienen sol.


Durch ir lieten ougen schîn,
endet sich mîn ungemach,
ist zergangen trûren mîn,
nie mir bat an liéb beschach."

 

 


Übersetzung aus dem Mittelhochdeutschen:


"Minne ist ein bekanntes Wort,
Wunder kann deine Güte schaffen
und ist aller Tugend Hort,
du lehrst Glück aus Augen lachen.


All meine Freud ruht in einer Frau,
deren Herz voll Tugend ist
und ihre Erscheinung ist so geschaffen,
dass man ihr gern dienen muss.


Durch den Glanz ihrer hellen Augen,
endet mein Leid,
ist meine Traurigkeit vergangen,
nie wurde mir mehr Glück zuteil."

 

Weitere Gedichte in Mittelhochdeutsch oder anderen Sprachen