Alquerque und Dame

Alquerque ist der Vorläufer unseres heutigen Damespiels und wird bei Alfons im Zusammenhang mit Mühle genannt. Das Wort Alquerque geht auf das arabische Wort "quirk" zurück, eine Bezeichnung für alle mühleartigen Spiele. (6) Es stammt vermutlich aus dem nahen Osten und wird das erste Mal im 10. Jahrhundert in Schriften des persischen Dichters Ali al Isfahani erwähnt. (1) (2) (5)

Auch wenn Alfons das Damespiel in seinem Buch nicht beschreibt, entwickelte es sich dennoch vermutlich im 12. Jahrhundert in Spanien oder Südfrankreich. (3) (4) (6)

Alquerque

Spielmaterial

 

Das Brett ist quadratisch und besteht aus fünf waagerechten, fünf senkrechten und sechs diagonalen Linien, so dass sich 25 Kreuzungspunkte ergeben (siehe Bilder). Es entwicklete sich aus dem Spielplan der Kleinen Mühle (siehe Mühlespiele). (6) Vermutlich sind die Alquerquebretter zu Alfons Zeit ähnlicht gerfertigt wie die Schachbretter. (1) In unserem Fall haben wir uns für ein mit Eitempera bemaltes Brett entschieden, es gibt aber auch Funde, bei denen das Spielbrett in Holz eingeritzt wurde.

 

Als Spielsteine beschreibt Alfons jeweils 12 Figuren in zwei Farben, die den Bauern im Schach ähneln. In den Abbildungen seines Buches sind es schwarze bzw. weiße, relativ große, kegelförmige Figuren mit einer Kugel als Kopf, ähnlich den heutigen Pöppeln. (1)

Regeln

Spielaufbau: (1)

  • Die Figuren werden wie im Bild aufgebaut.
  • Die beiden Farben stehen sich in zweieinhalb Reihen gegenüber.
  • Das Feld in der Mitte bleibt frei.

 

Spielverlauf und Spielziel: (1) (6) (8)

  • Es wird gelost, wer beginnen muss.
  • Man zieht entweder eine Figur in beliebiger Richtung auf ein freies, benachbartes Feld oder man überspringt eine benachbarte, gegnerische Figur.
  • Beim Überspringen muss das Feld hinter der gegnerischen Figur frei sein und man muss in gerader Linie springen, nicht über Eck. Man kann nicht über den Feldrand hinaus springen.
  • Überspringt man eine Figur, wird diese geschlagen und kommt aus dem Spiel.
  • Das Schlagen ist Pflicht. Vergisst man zu schlagen, darf der Gegner den Stein, der hätte schlagen müssen, aus dem Spiel nehmen.
  • Kann man nach dem Springen noch weitere gegnerische Figuren überspringen und schlagen, springt man so oft wie möglich. Alle übersprungenen Figuren werden dabei geschlagen (Kettenreaktion).
  • Das Spiel endet, wenn alle Figuren einer Farbe geschlagen wurden. Sieger ist der Spieler, der zu diesem Zeitpunkt noch Figuren auf dem Brett hat.

Variante: Den Hasen umzingeln

Spielaufbau: (1)

  • Man nimmt von einer Farbe 10 bis 12 Figuren und von der anderen Farbe eine Figur (der Hase).
  • Man baut sie wie im Bild auf. Die einzelne Figur kommt dabei genau in die Mitte.
  • Bei 12 Figuren werden diese in die Reihe des Hasen ganz an den Rand gestellt. Bei 11 Figuren wird nur ein Stein in die Reihe des Hasen an einen der beiden Ränder gestellt.

 

Spielablauf und Spielziel: (1)

  • Es spielt der "Hase" (einzelne Figur) gegen die "Jäger" (10 bis 12 Figuren).
  • Es wird gezogen, gesprungen und geschlagen wie im Alquerque.
  • Der Hase kann dabei nicht geschlagen werden und ist somit unverwundbar.
  • Der Hase beginnt.
  • Ziel der Jäger ist es, den Hasen so zu umzinglen, dass dieser sich nicht mehr bewegen kann.
  • Ziel des Hasen ist es, durch Schlagen die Anzahl der Jäger auf 9 oder weniger zu reduzieren. Hat er dies erreicht, kann er nicht mehr umzingelt werden

Dame

Spielmaterial

Als Spielbrett verwendet man das gleiche Brett wie bei Schach. (6)

 

Anfangs wurden die gleichen Spielfiguren wie für Alquerque verwendet. Es ist jedoch davon auzugehen, dass diese mit der Zeit durch die flachen und runden Spielsteine ersetzt wurden, wie sie auch bei Tricktrack verwendet wurden. (6)

Die Spielsteine waren meist aus Knochen, Geweih oder Elfenbein geschnitzt und ggf. eingefärbt. Man unterscheidet zwischen meist sehr aufwändigen, figürlichen Schnitzereien mit Bildthemen wie z.B. Tieren, Fabelwesen und Sternbildern und einfacheren Spielsteinen mit geometrischen Verzierungen wie konzentrischen Kreisen, Kreisbögen und Kreisaugen. (7)

Regeln

Spielaufbau: (3) (4) (6) (8)

  • Das Spiel wird wie im Bild aufgebaut.
  • Jeder Spieler hat 12 Steine der eigenen Farbe und stellt diese in den ersten drei Reihen auf die schwarzen Felder. Die weißen Felder bleiben frei.
  • Es werden noch weitere Steine neben dem Plan bereit gelegt.

Spielverlauf und Spielziel: (4) (6)  (8)

  • Die Zug- und Schlagregeln sind ähnlich denen im Alquerque.
  • Ein beliebiger Spieler beginnt (im modernen Dame die Farbe Weiß).
  • Steine dürfen nur vorwärts, also in Richtung Gegner, gezogen oder gesprungen werden.
  • Man zieht entweder eine Figur auf ein freies, diagonal benachbartes schwarzes Feld oder man überspringt eine diagonal benachbarte, gegnerische Figur.
  • Beim Überspringen muss das Feld hinter der gegnerischen Figur frei sein und man muss in gerader Linie springen, nicht über Eck. Man kann nicht über den Feldrand hinaus springen.
  • Überspringt man eine Figur, wird diese geschlagen und kommt aus dem Spiel.
  • Es besteht kein Schlagzwang.
  • Kann man nach dem Springen noch weitere gegnerische Figuren überspringen und schlagen, springt man so oft wie möglich. Alle übersprungenen Figuren werden dabei geschlagen (Kettenreaktion).
  • Erreicht eine Figur den gegnerischen Spielfeldrand, wird diese in eine Dame umgewandelt. Dafür nimmt man einen zweiten Stein und setzt ihn auf den anderen Stein.
  • Eine Dame darf beliebig weit vorwärts oder rückwärts ziehen. Sie springt ebenfalls über gegnerische Figuren. Beim Überspringen muss die Dame allerdings auf dem unmittelbar dahinterliegenden Diagonalfeld aufsetzen können.
  • Steine der eigenen Farbe dürfen nicht übersprungen werden.
  • Die Dame kann wie jeder andere Stein geschlagen werden. 
  • Das Spiel endet, wenn alle Figuren einer Farbe geschlagen wurden. Sieger ist der Spieler, der zu diesem Zeitpunkt noch Figuren auf dem Brett hat.

1 - Das Buch der Spiele. Alfons X. "der Weise", übersetzt und kommentiert von Ulrich Schädler und Rivardo Calvo. Lit, Wien 2009.

 

2 - Wikipedia (Alquerque)

 

3 - Wikipedia (Dame)

 

4 - Glonnegger, Erwin: Das Spiele-Buch, Drei-Magier-Verlag, Uehlfeld 1999.

 

5 - Fischer, Doris: Spielen wie im Mittelalter, Konrad Thessaloniki Verlag, Stuttgart, 2013. (Webseite der Autorin)

 

6 - Lackner, Karin: Spielzeug und Spielformen im Mittelalter, Diplomarbeit, Wien, 2012. (Download als PDF)

 

 7 - Antje Kluge-Pinsker: Schach und Trictrac, Zeugnisse mittelalterlicher Spielfreude in salischer Zeit, Jand Thorbecke Verlag, Sigmaringen, 1991.

 

8 -Hellmich, Robert: Mittelalterliche Brettspiele, Bachelorarbeit, Bamberg. (Download als PDF)