RELIGION

In diesem Beitrag widmen wir uns den religiösen Aspekten unserer Darstellung. Das römisch-katholische Christentum und die damit verbundenen Traditionen spielten im Leben des 13. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Andere Glaubensrichtungen mit denen man in Berührung kam, waren einmal vor Ort das Judentum und durch die Kreuzzüge und den östlichen Fernhandel der Islam und das griechisch-orthodoxe Christentum.

 

Ein Teil unserer Ausstattungsgegenstände hat die Religion und das religiöse Leben im 13. Jahrhundert als Thema. Neben Bildern findet man auf dieser Seite auch jeweils kurze Erklärungen und weiterführende Links.

Pater Noster

Ein Pater Noster (lat. Vater Unser) ist sowohl eine Gebetskette und auch ein modisches Accessoire. Alle drei Pater Noster im Bild sind aus Bergkristallperlen, blauen Glasperlen und farbigen Seidengarn mit Leinengarnverstärkung gemacht.

 

Die geschlossenen Pater Noster Noster oben sind aus 50 bzw. 51 Perlen (die eine Bergkristallperle rechts oben dient als Anfangs- und Endmarkierung) und der offene aus 150 Perlen.

 

Die genaue Form von Pater Nostern in der 1. Hälfte des 13. Jahrhundert ist kaum bis gar nicht belegt. Wahrscheinlicher ist die geschlossene Form. Die Abbildungen bzw. das Exponat aus Bernstein im Album unten sind von 1260 und deutlich später.

 

Pater Noster sind die Vorläufer der heutigen Rosenkränze. Karl Joseph Klinkhammer schreibt in "Ein wunderbares Beten" (Johannes-Verlag, Leutesdorf, 1982):

 

"Während im 11. Und 12. Jahrhundert der Norden Europas die etwa fünfzigfache Wiederholung der Ave kannte, erhielt sich später dies beten nurmehr am Niederrhein. In den übrigen Gebieten – in den Niederlanden, Nordfrankreich und England – propagierten dagegen die Kleriker in Parallele zu den 150 Psalmen des Chorgebets die Ausweitung der 50 auf 150 Ave und verdrängten so das bisher übliche Volksgebet. Sie mussten aber erfahren, dass der Beter sich nicht zu lange konzentrieren kann. Statt zu den 50 Ave zurückzukehren, teilten sie die 150 Ave als Konzentrationshilfe in Zehnergruppen ein, die jeweils durch ein Vaterunser eingeleitet wurden. Nur in der Kölner Bucht und in den angrenzenden Gebieten des Niederrheins erhielt sich noch das ganze 15. Und 16. Jahrhundert hindurch im Volk das durch kein Vaterunser unterbrochene Beten der 50 Ave-Maria."

 

Der lateinische Text des Ave Maria:

 

Ave Maria, gratia plena,

Dominus tecum.

Benedicta tu in mulieribus,

et benedictus fructus ventris tui, Iesus.

Amen.

 

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,

der Herr ist mit dir.

Du bist gebenedeit unter den Frauen,

und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.

Amen.

 

Der lateinische Text des Pater Noster:

 

Pater noster, qui es in caelis:

sanctificetur nomen tuum.

Adveniat regnum tuum.

Fiat voluntas tua,

sicut in caelo, et in terra.

Panem nostrum supersubstantialem (cotidianum) da nobis hodie.

Et dimitte nobis debita nostra,

sicut et nos dimittimus debitoribus nostris.

Et ne nos inducas in tentationem,

sed libera nos a malo.

Amen.

Reliquien und Kästchen

Eine Reliquie (von lateinisch reliquiae, „Zurückgelassenes“, „Überbleibsel“) ist als Gegenstand kultischer religiöser Verehrung ein irdischer Überrest der Körper oder Körperteile von Heiligen oder ein Überbleibsel des jeweiligen persönlichen Besitzes (Wikipedia).

 

Auch wenn wir keine Reliquien im eigentlichen Sinn besitzen haben wir dennoch passend zu unserer Darstellung eine Sammlung von reliquienähnlichen, religiösen Andenken z.B. aus dem heiligen Land (größere Bilder der Einzelstücke befinden sich teilweise im Album weiter unten):

 

1 - Wasser aus dem Jordan: Der Jordan ist der wichtigste Fluß Israel und in bzw. an ihm spielen viele biblische Geschichten. Die für das Christentum bedeutenste Geschichte ist die Taufe Jesu durch Johannes (Matthäus 3,13-17). Das Behältnis ist eine blaue Glasflasche aus Ägypten wie sie in der Antike üblich war und im Orient auch noch im Mittelalter. 

 

2 - Stück aus der Klagemauer: Die Klagemauer steht im Zentrum der Jerusalemer Altstadt und ist besonders für das Judentum ein wichtiges Objekt. Sie ist ein Teil der westlichen Stützmauer des Tempelberges und somit der einzige heute noch erhaltene Teil des durch die Römer zerstörten herodianischen Tempels. In Jerusalem spielen die entscheidenden Geschichten aus Jesu Leben, im Tempel z.B. die Geschichte des zwölfjährigen Jesus (Lukas 2,41-52)und die Tempelreiniging (Matthäus 21,12ff; Markus 11,15ff; Lukas 19,45ff; Johannes 2,13–16).

 

3 - Muscheln aus dem See Genzareth: Der See Genezareth ist ein vom Jordan gespeistes Binnengewässer in Galliläa im Norden Israels. Viele Geschten Jesu spielen direkt auf dem See oder in dessen Umgebung wie z.B. die Sturmstillung (Matthäus 8,23-27) oder die Bergpredigt (Matthäus 5,1-7,29).

 

4 - Ölzweig aus dem Garten Gezemaneh: Der Garten Gezemaneh im Osten Jerusalems ist der Ort der Gefangennahme Jesu (Matthäus 26,36-56).

 

5 - Münzen aus dem Heiligen Land

 

6 - Jakobsmuschel: Die Jakobsmuschel ist das Symbol des heiligen Jakobus. Sein Grab in Santiago de Compostela ist seit dem Mittelalter ein wichtiges Pilgerziel des christlichen Europas. Die Muschel wurde und wird deshalb von den Pilgern an der Kleidung getragen. 

 

7 - Blatt des Marienstätter Rosenstrauchs: Das Kloster Marienstatt bei Hachenburg im Westerwald ist eine Zisterziensergründung aus dem 13. Jahrhundert (siehe Geschichtlicher Hintergrund). Der Legende nach erschien 1222 dem damaligen Abt Hermann von Marienstatt, der auf der Suche nach einem neuen Ort für sein Kloster war, die Mutter Gottes im Traum und befahl ihm dort sein Kloster zu bauen, wo er im Schnee eine blühende Rose wachsen sehe, welche er im Tal der Nister bei Hachenburg fand. Der Rosenstrauch vor dem Kloster erinnert an diese Geschichte.

 

8 - Bemaltes Ei: Ein ausgeblasenses und im Fleuronné-Stil bemaltes und beschriebens Ei mit dem lateinischen Ostergruß "Surexit" (dt. "Er ist auferstanden!") als Aufschrift und dem Jerusalemkreuz auf der Rückseite.  Im Christentum gilt das Ei als eines der Symbole für die Auferstehung Jesu und das Öffnen der Schale wurde von manchen Autoren mit dem Öffnen des leeren Grabes am Ostermorgen verglichen. Auch kommt das Ei auf manchen Marienbildern  als Randmotiv als Hinweis auf die Empfängnis Jesu durch den Heiligen Geist vor.

Im 12. Jahrhundert wurde von der katholischen Kirche die Benedictio ovorum, die Segnung von Eiern oder Osterspeisen, eingeführt.

Seit dem 12. Jahrhundert werden in verschiedenen Quellen Eiergaben als österlichen Naturalzins erwähnt. Der Codex Falkensteinensis (zweite Hälfte 12. Jahrhundert) legt z.B. die Abgaben von verschiedenen Hofstätten auf u.A. 100 Eiern fest.

Die erste Erwähnung von gefärbten Eiern in deutscher Sprache findet man in dem Buch "Freidanks Bescheidenheit" (Erste Hälfte 13. Jahrhundert). Dort heißt es übersetzt: "Ein Kind nähm ein gefärbtes Ei für ungefärbert Eier zwei." Vorösterliche Eier waren teilweise gefärbt oder verziert und wurden auch als "Roteier" oder "Schöneier" bezeichnet. Ein Brauch, in dem Kinder während der vorösterlichen Fastenzeit von Haus zu Haus zogen, sangen und dort mit Eiern beschenkt wurden ist in Rom ab 1142 belegt. Siehe auch: Rezepte - Gesottene Eier

Die oben aufgezählten Gegenstände bewahren wir in einem besondern Kästchen auf. Im kirchlichen Kontext werden sie für gewöhnlich als "Reliquienkästchen" bezeichnet und im weltlichen Kontext als "Minnekästchen". Zweiteres ist für unsere Darstellung treffender, sowohl was den Inhalt als auch den gesellschaftlichen Stand angeht.

 

Unser Kästchen ist angelehnt an ein italienisches Minnekästchen von 1250, bemalt mit historischen Pigmenten in Eitemperatechnik. Das Kästchen ähnelt von der Form Reliquienkästen des 13 Jahrhunderts aus Limoges (siehe Album weiter unten), die damals weit verbreitet waren.

Auf dem Kästchen befinden sich vier verschiedene Wappen: Auf dem Deckel zweimal das Wappen der Familie Rufus, an den langen Seiten vorne und hinten jeweils die Wappen der koblenzer Ritterfamilien Helfenstein und Arken und  in den Seitengiebeln das Wappen des Königreich Jerusalem (siehe dazu: Geschichtlicher Hintergrund).

Schild des Glaubens an den Dreieinigen Gott

Neben dem eigenen Wappenschild haben wir uns mit dem Nachbau eines allegorischen Schildes beschäftigt der aus dem Manuskript der "Summa de virtutibus et vitiis des Guilelmus Peraldus" stammt (British Library, Harleian MS 3244 f. 28, England ab 1236) (siehe Album weiter unten).

 

Der Schild ist ein Symbol für den Glauben an Gott und ist ein Bestandteil dessen, was ein idealer Ritter im chrislichen, tugendhaften Sinn braucht.

 

Der Schild selbst wurde in historischer Plankenbauweise gebaut und wurde danach mit historischen Pigmenten auf Kreidegrund bemalt. Die Beriemung entspricht der Beriemung eines Schildes für einen Reiter im Kampf (siehe auch: Kampf).

 

 

In dem Schild wird die Dreieinigkeit versinnbildlicht und erklärt (siehe erste  Abbildung unten im Album). In den Kreisen in den Ecken stehen die verschiedenen Erscheinungsformen Gottes:

  • A = Vater, B = Heiliger Geist und C = Sohn. In der Mitte (D) steht das Wort Gott.
  • Auf den Verbindungslinien 1 bis 3 zwischen den Kreisen stehen die Sätze „Non est - nec e converso“ (Es ist nicht – und umgekehrt).
  • Auf den Verbindungslinien 4 stehen die Sätze "Est et e converso" (Es ist und umgekehrt).
  • An der Stelle Nummer 5 steht das Wort „fides“ (Glauben).

 

Angelehnt ist diese Allegorie an eine Bibelstelle aus dem Brief des Apsotel Paulus an die Epheser (Epheser 6,10-17):

 

Die geistliche Waffenrüstung

 "Zuletzt: Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, mit den Herren der Welt, die über diese Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt. So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit und beschuht an den Füßen, bereit für das Evangelium des Friedens. Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen,und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes."

Pilgerutensilien

Im Mittelalter spielte für den Glauben die Pilgerfahrt eine große Rolle. Sehr bekannte Pilgerziele waren und sind bis heute z.B. Santiago de Compostela, Rom und Jerusalem. Regionale Pilgerziele für unsere Region sind z.B. das Kloster Marienstatt im Westerwald oder Köln. Für die Pilgerfahrt ging man oft zu Fuß und hatte entsprechende Reisekleidung an und geweisse Reiseutensilien, wie z.B. Stab, Hut, Tasche und Trinkflasche bei sich. Der Hut konnte z.B. aus Stroh oder Filz sein. Die typische Pilgertasche hatte oft eine Trapezförmige gestalt. Als Trinkflaschen nutzte man gerne Kalebassen, also eine Flasche aus einem ausgehölten Kürbisgewächs die man auf der Reise an seinen Stab binden konnte. Als Zeichen der Pilgerfahrt waren Hut oder Tasche oft mit Pilgerabzeichen aus Zinn  wie z.B. das Kreuz von Jerusalem (siehe Album) oder mit Gegenständen, wie z.B. die Jakobsmuschel (siehe Album) geschmückt.

Eine besondere und eher ungewöhnliche Tradition des Pilgerzeichens ist die Tätowierung, wie man sie vermutlich schon seit mindestens 700 Jahren bis heute z.B. in Jerusalem pflegt (siehe Album).

Tischgebet

Da das Hochmittelalter stark vom christlichen Glauben geprägt war, ist es nicht unwahrscheinlich das vor (den meisten) Mahlzeiten auch außerhalb des Klosters, gebetet wurde. Aus manchen Werken sind uns Tischgebete bzw. Tischsegen überliefert: 

 

Tannhäusers Hofzucht:

 

"ze dem ezzen solt ir sprechen sus,

als ir dar zuo gesezzen sît,

'gesegene uns her Jesu Christus'"

      

"Wenn ihr euch zum Essen setzt,

sollt ihr sprechen: Segne uns Herr Jesus Christus."


 

Willehalm (Wolfram von Eschenbach):

 

"er wunschte daz der gotes segen

ir spîse in lieze wol gezemen"

Madonnen und Marienbilder

Als Marienbild oder Madonna, bezeichnet man in der die Darstellung Marias allein oder gemeinsam mit dem Jesuskind. Der Begriff Madonna wird überwiegend für Einzeldarstellungen der Gottesmutter mit ihrem Kind verwendet. Seit dem 3. Jahrhundert bildet das Marienbild den häufigsten Gegenstand der christlichen Kunst. Zweck ist die Verehrung Marias als Mutter Gottes. Der Ursprung der Marienverehrung liegt vermutlich in der Ersetzung heidnischer Gottheiten des römische Reiches wie z.B. Artemis. Einen deutlichen Aufschwung erhält die Marienverehrung und somit auch die Produktion von Marienbildern mit dem Konzil in Ephesus 431, auf dem Maria als "Theotokos" (griech. "Gottgebärerin", heute Mutter Gottes) bezeichnet und intronisiert wird.

In der Bibel spielt Maria hauptsächlich in der Kindheitsgeschichte Jesu eine Rolle. In Lukas 1 und 2 finden sich zusätzlich drei Lobpreisungen Mariens: Das "Ave Maria" (Lukas 1,28), der Segensgruß Elisabeths (Lukas 1,42) und sas "Magnifikat" Mariens (Lukas 1,46f.). Im 2. Jahrhundert werden dann die knappen biblischen Berichte noch durch eine ausgedehnte Kindheitsgeschichte Marias im apokryphen Protevangelium des Jakobus ergänzt.

In Folge des Konzils beginnt vorallem in der östlichen Kirche in Byzanz eine große Produktion von Marienbildern, die eine bis heute verwendete Formenbildung von Marienbildern hervorgebracht wird. Erwähnenswert ist diesbezüglich z.B. die Kleidung (Kleid, Mantel, Kopftuch oder Schleier). Mantel und Kleid sind im Wechsel meist blau und purpur, später auch blau und rot und der Schleicher weiß. Attribute Marias sind oft die Krone und der Apfel als Herrschaftsinsignien bzw. der Apfel als Symbol für die Erneuerung Evas durch Maria und die Schriftrolle bzw. das Buch als Symbol der Weisheit. Die westliche, katholische Kirche und Kultur, übernimmt die Formen spätestens mit den Kreuzzügen. Unterbrochen wird die östliche Bilderproduktion im 8. und 9. Jahrhundert im byzantnischem Bilderstreit und dem damit verbundenen Bilderverbot innerhalb der östlichen Kirche.

 

Zwei verschiedne Grundformen von plastischen Marienbildern sind:

  • Die Thronende (Theotokos): Bildform Marias in der westlichen Kirche bis ins 13. Jahrhundert, besonders in der Romanik vertreten. Maria sitzt würdevoll auf einem Thron und hat das Jesuskind auf dem Schoß. Maria wird dabei entweder selbst als "Regina Caeli" (lat. Himmelskönigin) veehrt oder bildet wiederrum den Thron für Jesus, jenachdem wer von beiden eine Krone oder andere Herscherinsignien trägt. Meist ist die Ausrichtung von beiden Personen frontal, starr, streng und unnahbar nach vorne auf den Betrachter ausgerichtet. Im Zusammenhang mit dieser Bildform sind auch noch drei oft verwendete Attribute zu nennen: Die Schriftrolle oder das Buch, der Löwenthron und der Drache bzw. Löwe zu den Füßen Marias. Die Schriftrolle bzw. das Buch deuten daraufhin, dass Jesus als das göttliche Wort bezeichnet wird. Somit gilt Maria auch als "Sitz der Weisheit". Der Löwenthron spielt auf die Regentschaft des alttestamentalischen König Salomos an (1. Könige 1,10) und spielt somit auch auf Maria als Quell der Weisheit an. Der Drache oder Löwe zu Füßen Marias spielt auf die biblische Endzeit die in der Offenbarung des Johannes beschrieben wird an. Maria und somit Jesus werden als Sieger über den Teufel und das Böse gedeutet.
  • Die Barmherzige (Eleousa): Bildnisform Marias in der westlichen Kirche ab dem 13. Jahrhundert, der Gotik. Durch die Reformbewegungen innnerhalb der Kirche im Hochmittelalter und der Wechsel des Kunstgeschmacks werden Maria und Jesus nun viel lebensnaher, lebendiger, bewegter und nahbarer dargstellt. Eine Maria die Trost spendet und Fürbitten entgegennimmt war in dieser Zeit gewünscht.  Maria wird oft stehend im Kontrapost dargestellt mit Kind auf dem linken Arm. Beide agieren liebvoller miteinander. Schmiegt das Kind sich an die Mutter an wird die Madonna auch als "Glykophilousa" (griech. die Süßküssende) bezeichnet.

Im Mittelalter, besonders ab dem 14. Jahrhundert, galt Köln als ein überregionales Zentrum in der Herstellung von Marienskulpturen. Die Herstellung erfolgte arbeitsteilig in größeren Werkstätten, zumindest die Arbeitsteilung zwischen Bildschnitzer bzw. Bildhauer und "Fassmaler", wobei der Fassmaler besser bezahlt wurde. Jede Figur bis ins 15. Jahrhundert war in der Regel aufwändig bemalt. Eine optische Besondherheit Kölner Marienfiguren ab dem 14. Jahrhundert bilden deren rundes Mädchengesicht mit den roten Wangen und einem verschmitzen Lächeln, die wohl dem typischen Aussehen Kölner Mädchen bzw. jungen Frauen dieser Zeit geschuldet sein wird.

Die Barmherzige (Eleousa)

Handgeschnitze Holzfigur nach byzanthinischem Typus der Madonna Eleousa (die Barmherzige). Bemalt in Eitemperatechnik mit Abschlussfirnis nach Vorbildern des Hochmittelalters, besonders nach der Apfelmadonna des Heiligen Hermann Josefs in St. Maria im Kapitol (Köln, Ende 12. Jahrhundert).

 

In Jg. 11 Nr. 3 (1958): Kunstchronik. Monatsschrift für Kunstwissenschaft, Museumswesen und Denkmalpflege  heißt es z.B.: „ Das Untergewand in dunklem Blau, der Mantel, den eine goldene Borte fasst in leuchtendem, warmem Rot mit weißem Futter, den Kopf als Schleier in Weiß umhüllend, das Gewand des Knaben vergoldet mit grünem und weißem Futter.

 

Link zur Vorlage und der Legende: Apfelmadonna.

 

Die Süßküssende (Glykophilousa)

Handgeschnitze Holzfigur nach byzanthinischem Typus der Madonna Glykophilousa (die Süßküssende). Bemalt in Eitemperatechnik mit Abschlussfirnis nach Vorbildern des Hochmittelalters

Die Thronende (Theotokos)

Die Thronende aus Südtirol

Handgeschnitze Holzfigur nach dem romanisch-frühgotischen  Typus der Madonna Theotokos (die Thronende). Bemalt in Eitemperatechnik mit Abschlussfirnis nach Vorbildern des Hochmittelalters, besonders nach einer Madonna aus Südtirol um 1230, ausgestellt im Germanische Nationalmuseum in Nürnberg .

 

Die Thronende mit Glasaugen

Handgeschnitzte Figur, Holz bemalt, nach dem Vorbild der Glasaugenmadonna in St. Maria im Kapitol in Köln: Schlicht gefasst in Gold und Blau mit blauen Glasflussaugen.

 

Link zur Vorlage: Glasaugenmadonna

Religiöse Texte

Im Mittelalter gab es einige Handschriften mit religiösem Inhalt. In unserem Fall haben wir den Beginn eines Psalterium Haebraicums nach der Vulgata Übersetzung und verschiedene Gedichte mit religiösem Inhalt, selbst geschrieben in der frühgotischen Minuskel und im Fleuronné Stil illuminiert.