Harfe

In diesem Beitrag widmen wir uns einem Instrument, dass im Mittelalter sehr verbreitet war und beim Vortrag von Lyrik oft verwendet wurde: Die Harfe.

 

Lyrische Werke im Hochmittelalter hatten oft eine Melodie und wurden singend vorgetragen. Man unterscheidet die Begriffe "Weise" (Melodie) und "Wort" (Text). Beide zusammen bilden dann den "Ton". Dieser gibt die musikalisch-metrische Bauform eines Gedichts vor und konnte, abweichend vom Text, auch für andere Lieder verwendet werden, was man Kontrafaktur nennt (siehe: Allgemeines zu Gedichten).

 

Beim Vortrag mittelalterliche Gedichte stand aber, im Gegensatz zu heutiger Musik, stets der Inhalt im Vordergrund. Die Melodie war nur Hilfsmittel für den Vortrag und die Harfe war somit meist nur ein Begleitinstrument.

 

Geschichte

Das Wort "Harfe" (Mittelhochdeutsch harpfe, härpfe, herpfe) stammt aus dem germanischen Wortschatz und etablierte sich im Laufe der Völkerwanderung im Spätlateinischen (arpa oder harpa). Die ursprungliche Bedeutung des Wortes ist umstritten. Es könnte etwas wie "zupfen", "sich krümmen" oder "beim Zupfen gekrümmten Finger" bedeuten. 1

 

Die Harfe ist seit etwa 3000 v. Chr. von Abbildungen aus Mesopotamien und Ägypten bekannt. Die Form der Harfe entwicklete sich über die Jahrtausende von der zweiteiligen Bogenharfe ohne Vorderstange zur dreiteiligen Rahmenharfe um 800 in Irland. 1, 2

 

Die älteste noch erhaltene Harfe des Mittelalters ist aus dem 14. Jahrhundert, stammt aus Irland und hat eine gedrungene, romanische Form (siehe Album am Ende). Harfen des 13. Jahrhunderts sind uns nur in Texten und Bildern überliefert.

Aussehen und Aufbau einer Harfe im Hochmittelalter

Der Rahmen der Harfe im Hochmittelalter bestand aus drei großen Teilen und hatte somit eine Dreiecksähnliche Form. Harfen waren meist aus Ahornholz gefertigt.

 

Man unterscheidet optisch zwischen zwei Harfentypen im 13. Jahrhundert: Die Angelsächsiche Harfe mit geradem Hals und die Romanische Harfe mit geschwungenem Hals. Ein bis zwei Jahrhunderte später werden Harfen deutlich höher und schlanker. Man spricht von so genannten Gotischen Harfen. (siehe Album am Ende). 1, 5, 6

 

Die Hauptbestandteile einer Rahmenharfe sind: 4, 5, 6

 

1 - Der Hals: Obere Stange der Harfe, entweder gerade oder S-Förmig geschwungen. In ihm stecken die Wirbel  an denen die die oberen Enden der Saiten befestigt werden.

 

2 - Der Resonanzkörper: Ein Quaderförmiger oder gewölbter  Kasten mit mehrerern Klanglöchern an den langen Seiten. In ihm werden die unteren Enden der Saiten befestigt. Meist wird an der Stelle, wo die Saiten in den Körper laufen, eine dünne Leiste aus Hartholz angebracht.

 

3 - Die Säule: Aufrechte Holzstange am vorderen Ende, meist etwas gebogen und manchmal kunstvoll verziert. Sie dient dem Ausgleichs des Drucks, der durch das Spannen der Saiten zwischen Hals und Resonanzköper entsteht und macht die Konstruktion somit in sich stabil.

 

4 - Die Saiten: Im Rahmmen zwischen Hals und Resonanzkörper gespannte Klangschnüre, meist aus Darm hergestellt. Die Anzahl im Mittelalter variiert zwischen 6 und 30. Eine, besonders in Spanien vorkommende Bauweise, ist die Doppelbespannte Harfe mit zwei Reihen an Saiten nebeneinander.

Im Mittelalter war Italien führend in der Herstellung von Darmsaiten. 7

 

5- Die Wirbel: Die Wirbel, kleine zylindrische Stifte, stecken oben im Hals und an ihnen werden die Saiten befestigt. Sie sind aus Holz oder Metall gefertigt. Durch ein Werkzeug lassen sie sich stufelos im Hals drehen, wodurch die Saiten gestimmt werden.

 

 

Kulturelle Bedeutung der Harfe

Die Harfe war im Hochmittelalter mit dem Adel und dem Ritterstand verknüpft. Es war das Begleitinstrument der höfischen Sänger und Dichter. In anderen Ständen findet sie keine erwähnenswerte Anwendung. Als Vorbild des höfischen Harfenspielers gilt der altestamentalische König David, der im christlichen Adel als Idealbild des gottgefälligen Herschers und Dichters verehrt wurde, auch wenn David vermutlich einer Leier und keine Harfe spielte. So gut wie alle bildlichen Nachweise von Harfen des 13. Jahrhunderts sind Abbildungen bzw. Skulpturen des Harfe spielenden Davids (siehe Galerie am Ende). 7

 

In Ritterromanen taucht die Harfe auch immer wieder auf, teilweise in wiederkehrenden Motiven. Zwei Motive sind z.B. das der "Lebensrettenden Harfe" und das der "Bis zur Ekstase rührende Harfe". Beim ersten Motiv gibt sich der Held als Harfespieler aus um sich oder andere aus einer gefährlichen Situation zu retten. Beim zweiten Motiv spielt der Held so bemerkenswert, dass es andere besonders rührt.  7

 

Das Harfespiel war in adligen Kreisen Bestanteil der Erziehung von Jungen und Mädchen. 7

Spielweise

Zur mittelalterlichen Spielweise von Harfen ist sehr wenig bekannt. Vieles ergibt sich durch das eigene Ausprobieren.

 

Die einzige vollständig erhaltene Melodie eines hochmittelalterlichen Liedes ist das Palästinalied von Walter von der Vogelweide. Sie wurde in Neumen aufgeschrieben, ein Vorläufer der heutigen Noten.

 

Mittelalterliche Harfen von etwa 12 Saiten sind diatonisch gestimmt, d.h. es existieren nur Ganztonschritte. Um das einfache Spielen von Halbtonschritten zu ermöglichen wurde in späteren Jahrhunderten mehrreiige Harfen gebaut und Harfen mit Halbtonklappen oder Pedalen erfunden. 7

 

Um auf einer mittelalterlichen Harfe Halbtonschritte zu spielen drückt man mit den Fingern am oberen oder unteren Ende der Saite feste dagegen und zupft sie gleichzeitig. Statt den Fingern kann man auch einen Holzstift oder den Stimmschlüssel verwenden. 7, 5

 

Zwei sehr wichtige Töne sind das F und das C. In einer frühen Notenschrift, den Neumen  die heute noch für greogorianische Gesänge verwendet werden, dienen die beiden Töne als Orienterung innerhalb der Notenlinien und bilden so etwas wie einen Vorläufer des modernen Notenschlüssels. Oft sind die die beiden Saiten farblich gekennzeichnet und zwar F mit blau und C mit rot. 5

 

Gespielt wird die Harfe meist im Sitzen. Dabei lehnen Resonanzkörper und Teile des Halses am Oberkörper des Spielers, rechts neben seinem Kopf. Wenn man eine Harfe im Stehen spielen möchte empfiehlt sich ein Tragegurt (siehe Galerie). 5

 

Die rechte Hand spielt die Melodiestimme und greift etwas weiter oben als die linke Hand. Die linke Hand spielt die Begleitung. Man geht davon aus, dass viele mittelalterliche Harfenmelodien mit der gesungenen Melodien übereinstimmten, was bedeutet, dass die rechte Hand das spielt  was auch gesungen wird (unisono).

Für die linke Hand reicht es als Begleitung oft aus, wenn man einzelne Töne passend zur Hauptmelodie zupft. Ich selbst verwende als Begleitung oft die Töne E, A und H. Alternativ bietet auch auch oft ein Abstand von zwei Saiten nach unten an um zu begleiten. 7, 5

 

Leise und weiche Töne spielt man am besten mit den Fingerkuppen, laute und eher harte Töne mit den Fingernägeln. 7

 

Zwischen einzelnen Strophen war es auch üblich passende Zwischenspiele zu spielen. Dabei konnte ein geübter Spieler sein Können unter Beweis stellen. 5

 

Harfen waren meist Soloinstrumente. mit denen sich der Sänger meist selbst begleitete. 5

 

Abbildungen von Harfen des Mittelalters


1 - Seite „Harfe“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 6. April 2023, 15:18 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Harfe&oldid=232541342 (Abgerufen: 16. April 2023, 14:43 UTC)

2 - https://www.nora-sander.de/harp_history.php

3 - https://www.eric-harps.de/mittelalter.htm

4 - https://musikwissenschaften.de/lexikon/h/harfe/

5 - https://www.harfen.at/wp/harfen-im-mittelalter/

6 - https://en.wikipedia.org/wiki/Medieval_harp

7 - Rosenzweig, Heidrun: Historische Harfen, Beiträgezur Theorie und Praxis historischer Harfen, Schola Cantorum Basiliensis, Dornach, 1991.