Ein besonderer Teil des mittelalterlichen Alltags waren Spiele. Aus dem 13. Jahrhundert gibt es vielerlei Zeugnisse in Abbildungen, Literatur und archäologischen
Funden.
In diesem Beitrag geben wir in den jeweiligen Unterseiten einen Enblick in folgende Spiele, die im 13. Jahrhundert bekannt und weit verbreitet waren:
Brett- und Würfelspiele gehörten im Hochmittelater zum festen Repertoire bei Hofe, sowohl im Morgen- als auch im Abendland und in der
Ritterausbildung. (1) Die meisten Brettspiele des 13. Jahrhunderts waren
Zweipersonenspiele. Kartenspiele gab es in Europa nachweislich erst seit dem Spätmittelalter.
Eine wichtige Quelle ist z. B. das
Spielebuch König Alfons X. von Kastilien von 1238. Es beinhaltet die Spielregeln verschiedener Brett- und Würfelspiele, die
Wahrscheinlichkeiten verschiedener Ergebnisse bei Würfen mit bis zu drei Würfeln, sowie die bedeutenste Schachproblemsammlung des Mittelalters.
(2) Mit seinen 150 farbigen Illustrationen stellt es zudem ein bemerkenswertes Zeugnis christlich-islamischen Kulturtransfers dar. Das
Werk ist folgendermaßen aufgebaut - das es genau sieben Teile sind ist vermutlich kein Zufall:
- Teil 1: Schach
- Teil 2: Würfel
- Teil 3: Tricktrack
- Teil 4: Großes Schach, 8-seitiger Würfel, 8er Tricktrack, 10er Schach, 7-seitiger Würfel, 7er Tricktrack
- Teil 5: 4-Jahreszeiten-Schach, Tricktrack "Die Welt"
- Teil 6: Mühle bzw. Alquerque
- Teil 7: Sphärenschach, Planeten-Tricktrack
Der Aufbau des Buches wird zu Beginn mit einer kleinen Anekdote erläutert, die am indischen Königshof spielt: Es treten nacheinander drei Philosophen auf, die in dialektischer
Struktur die Frage erläutern, ob der Mensch sein Schicksal selbst bestimmt oder ob alles von Gott vorherbestimmt wird. Der Erste vertritt den Standpunkt, dass nichts vorherbestimmt ist und nennt
als Beispiel das Schachspiel (These). Der Zweite vertritt den Standpunkt der Vorherbestimmtheit und nennt die Würfelspiele als Beispiel (Antithese). Der Dritte überzeugt den König mit dem
Mittelweg und nennt das Tricktrackspiel, was von Taktik und Glück lebt (Synthese). Am Ende des Buches stellt der Autor jedoch noch das "Jüngste aller Spiele", das so genannte Sphärenschach vor,
was Schach, Würfel und Astrologie miteinander verbindet und somit als perfekte Metapher für die Welt gesehen wird.
"Da es Gottes Wille war, dass die Menschen von Natur aus alle Arten der Freude in sich trügen [...] erfanden und schufen sie
verschiedene Arten von Spielen." (1)
(Alfons der Weise, Das Buch der Spiele).