Mühle gilt als eines der ältesten bekannten Spiele der Menschheit. Eine der ersten Spuren entdeckte man im Irland der Bronzezeit (ca. 2000 v. Chr.). Man fand immer wieder Nachweise, dass das Spiel in der Antike und im Mittelalter in europäischen, asiatischen und afrikanischen Kulturkreisen bekannt war. Oft findet man Spielpläne des Mühlespiels in Steine eingeritzt, wo sie sich über die Jahrhunderte bzw. Jahrtausende gut erhalten haben. (1) (2) (3)
Das Brett ist quadratisch und besteht bei der großen Mühle aus drei kleiner werdenden Quadraten mit Verbindungslinien in den Seitenmitten, bei der kleinen Mühle aus einem Quadrat und vier geraden Linien, die sich in der Mitte schneiden (siehe Bilder). Vermutlich sind die abgebildeten Mühlebretter in Alfons Buch ähnlich gefertigt wie die Schachbretter. (1) In unserem Fall haben wir uns für mit Eitempera bemalte Bretter entschieden. Es gibt aber auch zahlreiche Funde, bei denen das Spielbrett in Holz bzw. Stein eingeritzt wurde.
Als Spielsteine beschreibt Alfons jeweils 3 bzw. 9 Figuren in zwei Farben, die den Bauern im Schach ähneln. In den Abbildungen seines Buches sind es schwarze bzw. weiße kegelförmige Figuren mit einer Kugel als Kopf, ähnlich den heutigen Pöppeln. (1)
Man braucht ein Mühlebrett und 9 Figuren pro Farbe, die zu Beginn neben dem Brett bereit gelegt werden. (5)
Spielablauf und Spielziel: (1) (5)
Die Mühle mit Würfeln ist eine Spielvariante, bei der man zusätzlich drei Würfel verwendet.
Die Würfel dienten dazu, dass Spiel schneller zu gestalten. Dabei gibt es zwei Regelinterpretationen, wobei die zweite uns plausibler erscheint: (1)
Die kleine Mühle, oft auch römische Mühle genannt, weil es das Spiel vermutlich schon zu römischer Zeit gab, funktioniert vom Prinzip her genauso wie die große Mühle. Der Spielplan ist ein Quadrat mit vier weiteren Linien im Inneren (siehe Bild) und es werden nur jeweils drei Figuren pro Farbe verwendet. Zu römischer Zeit war der Spielplan eventuell rund.
Es wird wieder in zwei Phasen gespielt wie bereits beschrieben. Kommt es zu irgendeinem Zeitpunkt vor, dass es ein Spieler schafft drei Steine in einer Reihe zu haben (eine Mühle), hat er sofort gewonnen. (1)
In der Abbildung in Alfons Buch sieht man, dass bereits Kinder dieses Spiel gespielt haben (siehe Album unten). Im Gegensatz zur großen Mühle ist diese Variante deutlich übersichtlicher und meist sehr schnell zu Ende. Aus eigener Erfahrung können wir bestätigen, dass bereits kleine Kinder viel Spaß an den Spiel haben und den Erwachsenen oft nicht nachstehen.
Als Taktik das Spiel zu gewinnen, empfiehlt Alfons in der ersten Phase des Spiels dem Startspieler seine erste Figur in die Mitte zu stellen, die zweite so zu platzieren, dass der Gegner seine zweite Figur mit der ersten in eine Reihe stellen muss um dann mit der dritten Figur die Reihe des Gegners zu blockieren. Meist hat man dann in Phase zwei schnell eine Mühle und gewinnt. (1)
1 - Das Buch der Spiele. Alfons X. "der Weise", übersetzt und kommentiert von Ulrich Schädler und Rivardo Calvo. Lit, Wien 2009.
2 - Glonnegger, Erwin: Das Spiele-Buch, Drei-Magier-Verlag, Uehlfeld 1999.
3 - Fischer, Doris: Spielen wie im Mittelalter, Konrad Thessaloniki Verlag, Stuttgart, 2013. (Webseite der Autorin)
4 - Lackner, Karin: Spielzeug und Spielformen im Mittelalter, Diplomarbeit, Wien, 2012. (Download als PDF)
5 -Hellmich, Robert: Mittelalterliche Brettspiele, Bachelorarbeit, Bamberg. (Download als PDF)